15. Dezember 2020

Sonne Wellen Berge

Die Liebe erträgt alles

Mit einem leichten nervösen Kribbeln im Bauch, stapfte ich die Auffahrt zu meinem Haus hoch. Irgendwie fühlte es sich in diesem Moment so verändert an für mich, als sich plötzlich die Eingangstüre öffnete und meine Frau mit offenen Armen auf mich zu rannte.

„Oh mein Gott Jack, du lebst!“ Sie wirkte so schmal wie noch nie, ihr Gesicht war blass und über ihre Wangen flossen Tränen. Sie umarmte mich und ich fühlte wie noch nie zuvor, wie sehr sie mich liebte und ich sie.

„Daddy!“ hörte ich mein kleines Mädchen rufen. „Daddy, du bist wieder zurück!“

„Sag die Wahrheit!“ forderte mich eine bekannte Stimme aus dem Nichts auf, „rede offen über alles und sei ehrlich mit deinen Mitmenschen. Redet miteinander, auch wenn es manchmal weh tut, und nicht übereinander!“

„Was ist passiert?“ fragte ich meine Frau verwundert. Sie schluchzte und stammelte: „Jack, heute ist der 15. Dezember, du bist seit zwei Wochen vermisst. Vor drei Tagen hat die Polizei deine Suche aufgegeben und dich für tot erklärt. Sie haben deine Aktentasche und Schuhe am Flussufer mit Suchhunden aufgespürt, aber die Taucher konnten deine Leiche nicht finden.“

Sprachlos stand ich vor meiner Familie. Wie konnte ich so lange weck sein, es war doch nur dieser eine Abend, diese eine Nacht…? Ich begann meine Geschichte zu erzählen, über den verpatzten Abend, den Whiskey, der Beule… Ich berichtete von Susi, ihrer frechen Art und der Liebe. Nur für die lange Zeit meines Verschwindens, hatte ich keine Erklärung, diese blieb selbst für mich ein großes Rätsel.

Meine Frau sprach mit einem Lächeln und Tränen in den Augen: „Ich glaube dir Jack. Ich habe immer geglaubt und gehofft, dass du am Leben bist. Ich habe immer deine Liebe gespürt, Jack, so als wärst du ganz nah bei mir… Ich habe gebetet Jack, das war das Einzige, was mir noch halt gab. Ich bat Gott, dass er auf dich aufpassen soll und dass er dich beschützen soll. Ich habe in dieser Zeit mit niemand anderem gesprochen…“

„Gott hat uns Daddy zurückgebracht!“ Trällerte meine kleine Luisa und tanzte durch den Garten.

„Ich werde euch nie mehr alleine lassen, ich liebe euch und Liebe ist das Wichtigste. Es tut mir so leid, dass ihr so viel ertragen musstet, auch vor meinem Verschwinden schon. Bitte verzeiht mir!“

Da antwortete mir mein kleines Mädchen mit einem entzückenden Lächeln auf den Lippen: „Ach Daddy, wir haben einfach ein bisschen zurückgesteckt, aus Liebe zu dir. Und jetzt komm.“ Luisa zog mich ins Haus. „Bald ist Weihnachten und es gibt noch so viel zu tun. Doch vorher zeige ich dir meine Puppe, die hat Mama mir geschenkt, als du weck warst. Sie heißt Susi!“

„Susi, toller Name!“ sagte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen und folgte meiner Familie zur Tür. Doch als ich das Haus betreten wollte, stockte mir der Atem…

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