
Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.
„Nein hab ich nicht!“ rief ich voller Entsetzten aus. Wie erwartet, brachte auch das Susi nicht zum Schweigen und sie erwiderte: „Jack, du hast eben gesagt, du hast Dinge, von denen andere nur träumen können, stimmt‘s?“ „Ja, hab ich gesagt und ich besitze sie auch,“ antwortete ich stolz. „Na eben, dann ist es doch ganz einfach. Diejenigen die davon träumen und diese Sachen nicht haben, leben ja auch. Oder sind die etwa alle tot?“ „Nein, natürlich nicht,“ antwortete ich. Sie grinste wieder so verdächtig und meinte: „Man kann also auch ohne viele Dinge am Leben bleiben?“ „Ja schon irgendwie, denke ich…“ „Du bist ein echter Glückspilz!“ jubelte sie freudig in die Nacht hinein. Ich verstand wieder nur Bahnhof. Vermutlich hatte sie dies in meinen Augen gesehen und begann zu erklären: „Jack, versteh doch! Du hast die
Möglichkeit zu leben und gleichzeitig kannst du die Träume anderer erfüllen! Das ist großartig! Komm, wir legen gleich los!“
„Bist du verrückt geworden? Ich verschenke doch nicht einfach so meine Sachen!“ entgegnete ich energisch und wurde wütend. „Glaub mir, wirst du auch noch!“ erwiderte Susi. „Niemals!“ brüllte ich sie an. Die Kleine ließ nicht locker: „Hast du eigentlich schon einmal etwas verschenkt?“ „Ja, selbstverständlich,“ reagierte ich siegessicher und
erklärte: „Vor kurzem habe ich viel Geld gespendet. Es stand in allen Zeitungen und ich wurde verehrt.“
„Hui und Achtung, jetzt platzt er gleich! In Deckung!“ trällerte Susi vor sich hin. Und zack, holte sie mich von meinem
hohen Ross runter und fragte: „Hättest du es auch gespendet, wenn es niemand mitbekommen hätte? Einfach so?“ Ich
fühlte mich ertappt, antwortete aber mit der Wahrheit: „Nein, da hätte ich ja nichts davon gehabt.“
„Und was hast du davon gehabt,“ erkundigte sich Susi neugierig weiter. Ich war guter Dinge, dass ich dieses Mal die
Diskussion gewinnen könnte und erklärte ihr: „Ich bekam durch meine Spende mehr Ansehen und es war eine tolle
Werbung für mich!“ „Was dir aber in Anbetracht des letzten Abends wohl doch nicht so viel genützt hat, oder?“ entgegnete
Susi. Schon wieder machte mich der kleine Fratz mundtot. Doch sie hatte irgendwie recht. Susi plapperte munter weiter:
„Weißt du Jack, beim Schenken geht es nicht darum, sich selbst zu bereichern oder sich zu präsentieren. Das
interessiert vielleicht die Presse, aber wirklichen Wert hat es keinen. Vielmehr von Bedeutung ist dabei das Herz des
anderen zu berühren. Gibst du aus Liebe, erwartest du auch keine Gegenleistung oder musst von jemanden gesehen
werden. Du schenkst aus tiefstem Herzen und einfach so. Und genau diese Art von Liebe wird zu dir zurückkommen in
einem Ausmaß, wie du es dir nicht vorstellen kannst.“
Berührt von ihren Worten und neugierig auf das was kommen würde, umarmte ich die kleine Maus aus
tiefster Überzeugung. „Hey Jack, was ist los? Wo ist die Presse?“ fragte sie mich amüsiert. „Nirgends Kleine, ich glaub
ich mag dich einfach.“ „Das glaube ich auch“, schmunzelte Susi und fragte: „Jack, weißt du was Liebe bedeutet?“
„Ich denke nicht… “ antwortet ich.
Was sie mir dann zu berichten hatte, veränderte mein Leben, aber alles der Reihe nach….
Audio vom 04. Dezember abspielen
Audio vom 01-04. Dezember abspielen
Download (Druck)