Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
„Ich war heute Abend in deinem Vortrag. Da hast du dich ja ganz zu Beginn auch vorgestellt. Mann oh Mann, ich dachte kurzfristig, wenn der Jack sich jetzt noch mehr aufbläst, was er alles hat und weiß, dann platzt der gleich. Das wird eine ganz schöne Sauerei…“ Susi hielt sich den Bauch vor Lachen. Ich wurde sauer, denn dieser Abend war das komplette Reizthema für mich, schlimmer hätte er nicht laufen können.
„Hör auf mich auszulachen du unverschämte kleine Zicke!“ maulte ich sie gekränkt an.
„Jack, ich lache doch nicht über dich, ich amüsiere mich gerade über mein Kopfkino. Da platzt du gerade und weil du vorher ein bisschen ausgesehen hast wie ein vertrockneter Maiskolben gibt’s jetzt Popcorn für alle!“ Dann war es kurz sehr still und Susi richtete ihre hellen Augen auf mich, welche in der Dunkelheit zu leuchten begannen, und fügte leise hinzu: „Doch soweit ist es gar nicht gekommen, stimmt’s!“
„Ja, du hast recht. Ich bin der beste und gut bezahlteste Sprecher im ganzen Land. Heute Abend verließen alle Gäste nach kurzer Zeit meinen Vortrag und ich blieb alleine zurück. Geschlossen wechselten sie zu meinem Kollegen, der die gleichen Worte und Unterlagen für sie bereithielt wie ich. Ich konnte beobachten, wie alle Zuhörer auf seinen Lippen klebten und bis zum Schlusswort verblieben. Anschließend verließen sie erfüllt und kraftvoll mit vollem Applaus die Räumlichkeiten. Ich verstehe das alles nicht. Und überhaupt, wo warst du eigentlich?“
„Ich versteckte mich in deinem Saal in einer kleinen Nische, denn so schmutzig wie ich bin und ohne Eintrittskarte, hätte ich sonst nie dabei sein können. Dort war in einer Ecke eine Minilücke, wo ich den anderen Sprecher beobachten konnte. Jack, deine Worte konnte ich hören, seine Worte konnte ich aber auch noch fühlen! Es war nicht nur das Wissen etwas an andere zu vermitteln. Da gab es keinen Unterschied zwischen euch beiden. Entscheidend war, dass die Worte des zweiten Sprechers von Liebe getragen wurden. Liebe ist die treibende Kraft alle Gaben, nicht nur das Sprechen, wirklich alle Talente auszuüben, um andere damit zu begeistern.“
Ich war verwundert, erstaunt und verletzt zugleich, sodass ich mich sofort verteidigen und mich ins Rampenlicht setzten musste. Denn so was, musste ich mir als erfolgreicher, erfahrener Mann in meiner Branche nicht von einem kleinen, schmutzigen Mädchen an den Kopf werfen lassen. Deshalb entgegnete ich selbstbewusst:“…………“
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